Industrien in der Transformation: Welche Rolle spielt Impact Investing?

Die Große Transformation gehört derzeit zu den Buzzwörtern im Bereich der Nachhaltigkeit. Warum dies so viel mehr als nur ein Modebegriff ist, und warum wir Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft und des Lebens brauchen, wurde bei unserem jüngsten Panel diskutiert. Moderiert von Magnus Göpel, Geschäftsführer und Mitgründer unseres Mitglieds Impactive Values, diskutierten Christina Bösenberg, Wirtschaftspsychologin, Dr. Philipp Steinberg, Abteilungsleiter für Wirtschaftspolitik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Jens Kreiterling Vorstand der Landmarken AG.

Christina Bösenberg beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Themenkomplex Businesstransformation. Im Zuge dessen beobachtet sie globale Entwicklungen und arbeitet an einem Ansatz, wie Systeme innovativer, effektiver und nachhaltiger gestaltet werden können.

Jens Kreiterling ist gelernter Architekt und Ökonom. Als Vorstand der Landmarken AG liegt sein Arbeitsschwerpunkt auf der Entwicklung von Immobilien, welche nicht nur den Menschen sondern den ganzen Planeten im Blick haben.

Philip Steinberg leitet die Abteilung Wirtschaftspolitik des BMWK. Die Entwicklung eines umfassenden Transformationskonzept steht im Mittelpunkt seiner Arbeit. Darüber hinaus ist er u.a. auch für die Bereiche Wettbewerbspolitik und Strukturpolitik zuständig.

Als Einstieg in die Diskussion, definiert Magnus Göpel den Begriff der Großen Transformation: Die vergangenen 40 Jahre haben in der Geschichte der Menschheit zweifellos die schnellste Transformation in der Beziehung des Menschen zur natürlichen Umwelt erlebt. Das heißt, wir erfahren derzeit eine enorme Beschleunigung, und stoßen mit dieser Beschleunigung an die planetaren, sozialen und ökologischen Grenzen. Was genau bedeutet das? Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir Zeugen einer Dystopie. Alternativ können wir eine Umgestaltung vornehmen, sodass wir in den sozialen und ökologischen Grenzen der Erde wirtschaften können. Dies geht einher mit vielen Chancen, aber auch enormen Risiken. Am Ende liegt es an uns, der Menschheit als Ganzes, diese Umgestaltung vorzunehmen.

Als Grundlage für die Diskussion, stellte Magnus Göpel die folgenden 10 Thesen vor:

Welche These spricht Sie am meisten an?

Christina Bösenberg fühlte sich am meisten von den Thesen 4, 6 und 7 angesprochen. In der Branche sehe man bereits, dass ein Umschwung stattfindet, dass z.B. Emissionen verringert werden. Einen großen Einfluss hat aber auch die Erwartungshaltung der Kund:innen: Deutlich über 20% erwarten von Unternehmen Aktionen im Sinne der Nachhaltigkeit. Auf die Frage, ob sie denn den Eindruck habe, dass Kund:innen sich der Relevanz des Themas bewusst sind antwortet sie: Absolut! Sektorübergreifend ist das Bewusstsein mittlerweile groß.

Jens Kreiterling wurde von den Thesen 4 und 6 besonders angesprochen. In der Immobilienbranche konnte er eine lange Hochphase, angetrieben von niedrigen Zinsen, beobachten. Aus verschiedenen Gründen habe sich dies nun verändert. Es geht nicht nur um Rendite, sondern auch darum den Städtebau mit sozialen und ökologischen Bedingungen zu vereinbaren. Die Herausforderungen seien groß, aber daraus ergeben sich ebenso große Chancen: Das Prinzip Cradle-to-cradle (von der Wiege zur Wiege) spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch die Recycling-Möglichkeiten werden ausgebaut. Dies sind Jens Kreiterlings Argumente dafür, dass wir in diesem Wandel große Chancen erkennen können.

Philipp Steinberg stimmt dem zu: Die planetaren Grenzen seien definitiv der Grund, weswegen wir eine Große Transformation benötigen. „Klimaneutralität bis 2045, wie es sich die Bundesregierung vorgenommen hat, ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Doch wenn Deutschland Industrieland bleiben möchte, müssen auch ambitionierte Maßnahmen ergriffen werden“. These 10 machte ihn stutzig: Er könne nachvollziehen, dass der Wandel vielen zu langsam gehe, sodass der Eindruck entstehen könne, dass die Dramatik der bevorstehenden Entwicklung in der Politik noch in der Gesellschaft in ganzer Breite angekommen ist. Diese These zu teilen, finde er aber gefährlich. Ihm würde kein besseres politisches System einfallen als das demokratische System. Er könne verstehen, warum junge Menschen auf die Straßen gehen, aber da Demokratie sich nicht erpressen lassen dürfe, müssten solche Probleme in einem demokratischen Austausch gelöst werden, und es müsste klar ausgesprochen werden was die Alternativen seien.

Die nächste Frage an die Panelist:innen beantwortet wurde drehte sich um die Vision der Transformation: Wie sieht diese Vision aus und wo genau müssen wir uns hin entwickeln?

Christina Bösenberg ist der Meinung, dass vor allem in der Industrie, mit kleinen Schritten anstatt mit großen Zielen gearbeitet werden muss. Eindeutige Zielbilder gebe es leider nicht. Aber Innovationen würden Lernprozesse in Gang setzen.

Philipp Steinberg wirft ein, dass eine klare Message und ein klares Framing notwendig seien um Fragen wie „Warum ist es notwendig?“ und „Was sind die Kosten des Handelns/ oder auch des Nicht-Handelns“? begegnen zu können. „Es müssen diejenigen an die Hand genommen werden, die Angst davor haben, dass sich große Teile ihres Lebens transformieren. Das heißt: Wir brauchen Maßnahmen, um die ökologischen Ziele zu erreichen, aber auch Begleitmaßnahmen, um dies akzeptabel zu machen. Philipp Steinbergs Vision ist eine große Transformationslandkarte, wo die verschiedenen Aspekte der Großen Transformation und regulatorische sowie unterstützende Instrumente abgebildet wären.

Jens Kreiterling stimmt dem Gesagten zu: Es sei wichtig diese Ängste über Innovationen und Allianzen zu lösen, denn ein Mindshift in der Bevölkerung sei letztlich unausweichlich. In der Immobilienindustrie erlebe er, dass es schwierig werde sobald Nutzer:innen selbst handeln müssen.

Aber genau darum geht es wohl letztendlich: Dass wir unseren gesamten Lebensstil verändern müssen.

Dieses 1. Panel war der Auftakt unserer Transformations-Serie, die nach der Sommerpause fortgesetzt wird. Über die weiteren Events werden wir Sie auf LinkedIn auf dem Laufenden halten.