Impact Investing in Aktien – Ohne klare Standards fehlt das Investitionsvolumen

Unser jüngstes Panel befasste sich mit der Frage, welche Wirkung Public Equities haben können. Moderatorin Sophie Kazmierczak, Vorstandsmitglied bei der BII und als Sustaniable Finance Managerin bei NEXT Generation Invest tätig, wies eingangs daraufhin, dass es bei Impact Investing die Anlagestrategie sein müsse, eine netto-positive Wirkung in der Realwelt zu erzielen. Die Frage sei nun, ob auch Public Equities einen solchen positiven Impact erzeugen können.
Zur Diskussion dieser Frage konnten wir ein hochkarätiges Panel gewinnen. Prof. Dr. Marco Wilkens, Professor an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg, Dr. Tillmann Lang, CEO und Mitbegründer von Inyova Impact Investing, Peter Brock, Managing Director der 4L Capital AG sowie Prof. Dr. Christian Klein, Professor für Sustainable Finance an der Universität Kassel, brachten unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema mit in die Runde.
Tillmann Lang versteht Impact Investing als einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise. Es beinhalte zum einen das Potenzial Kapital für Zukunftstechnologien bereitzustellen, zum anderen solle die bestehende Wirtschaft zukunftsfähig gemacht werden. Impact Investing in Aktien könnte dazu beitragen, dass die Wirtschaft zukunftsfähiger werde.
Peter Brock, als Repräsentant eines Single Family Office ist der Meinung, dass die Aktie als Anlageklasse vor allem deshalb als Impact Investing gelten kann, da Impact Investing in allen Assetklassen möglich sei. Ein stringent ausgewähltes Portfolio ,,guter“ Aktien bewirke, dass ausschließlich Unternehmen, welche einen möglichst hohen positiven Beitrag zur Welt leisten, inkludiert würden.
Die Moderatorin wollte von den Panelisten deren Einschätzung zu Active-Ownership/Engagement-Strategien wissen.
Laut Tillmann Lang wird Active-Ownership von Unternehmen durchaus positiv aufgenommen, da dies zur Weiterentwicklung des Unternehmens beitrage. Inyova schaffe ein breites Angebot für Retail-Investor:innen mit teilweise sehr kleinen Portfolios. Durch die damit erworbenen Eigentumsrechte könne eine breite Masse von Anlegern Einfluss nehmen.
Auf die Frage, welche Bedeutung Additionalität im Bereich Aktien habe, bemühte sich Christian Klein zunächst um die Beantwortung der Frage, wer den Impact erziele. Dies seien die Unternehmen. Hier stelle sich jedoch die Frage, ob eine Geldanlage Impact erzeugen könne. Unternehmen erhalten Geld aus verschiedenen Quellen. Ein Retail-Investor leiste einen Beitrag, jedoch hätte auch ohne sein Zutun das Projekt – mittels anderer Geldquellen – realisiert worden sein. Die Additionalität sei somit eher schwierig zu begründen.
Peter Brock erwähnte in diesem Zusammenhang den Artikel-9-konformen Fonds der 4L Capital AG. Der Markt sei noch nicht weit genug entwickelt und ein Artikel-9-Fonds heiße noch nicht automatisch Impact. Es müsse eine marktgängige Meinung gefunden werden.
Marco Wilkens hat Ende 2021 eine Forschungsarbeit zur Thematik veröffentlicht mit dem Titel: “The effects of mutual fund decarbonization on stock prices and carbon emissions.” Demnach gebe es prinzipiell zwei mögliche Wirkungskanäle: Engagement (Voting und Voicing) und Portfolioallokation. Ersterer könnte mittels Eigentumsrechten funktionieren. Über Portfolioallokation könnte prinzipiell ebenso eine Wirkung erzielt werden. Wenn genügend grüne Aktien gekauft würden, führe das zu einem höheren Kurs gegenüber ,,braunen“ Aktien. Dies könnte wiederum mehr Nachhaltigkeitsaktivitäten in Unternehmen zur Folge haben.
Sophie Kazmierczak stellte die Frage, ob es Studien gebe die bereits bewiesen hätten, dass Divestment-Strategien eine deutlich erkennbare Wirkung wirken.
Marco Wilkens erklärte, dass es bisher nicht viele empirische Untersuchungen gebe, welche bereits eine Wirkung nachweisen konnten. Aktuell wird in der Wissenschaft aber intensiv an dieser Frage gearbeitet. Weitere Informationen zu der Divestment-Studie von Marco Wilkens finden Sie hier.
Christian Klein fügte hinzu, dass nachhaltige Unternehmen bessere Kapitalkosten erzielen. Dies bedeute jedoch, dass die Renditen für die Eigenkapitalgeber niedriger sind. Die Impact Investor:innen müssten somit eine risikoadjustierte Rendite in Kauf nehmen.
Die Abschlussfrage von Sophie Kazmierczak an die Panelisten lautete, welche Voraussetzungen gegeben sein müssten, um Impact Investing im Aktienbereich wirkungsvoller zu gestalten.
Alle waren sich einig, dass es klareren Definitionen und Standards bedarf. Insbesondere die Umsetzung der EU-Taxonomie könne dem Sektor helfen. Letztlich bedarf es mehr Investitionsvolumen, um eine Wirkung zu erzielen.