Expert*innen im Biii-Polittalk: Die Bedeutung von Impact Investing muss noch stärker an die Politik herangetragen werden

Im Rahmen der Politik-Kampagne #WegeBereiten des SEND e.V. hat die Bundesinitiative Impact Investing e.V. eine Paneldiskussion zum transformativen Wirkungspotenzial von Impact Investing organisiert. Mit dabei waren Jake Benford, Senior Project Manager bei der Bertelsmann Stiftung, Anna Sophie Lott, Investmentdirektorin bei BonVenture, Markus Lehmann, Finance Direktor bei IBB Ventures und Kristina Jeromin, Bundestagskandidatin für Bündnis 90/Die Grünen. Moderiert wurde das Panel von Dr. Markus Freiburg, Gründer der Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship (FASE).
Einleitend stellte Farhad Dilmaghani, Leiter der Biii-Initiaitve Politik und stellvertretender Vorstand der Phineo gAG, die sieben Wahlprüfsteine der Biii für die Parteien vor. Sie sollen als Gradmesser dafür dienen, inwieweit Themen wie Frühphasenförderung für soziale Innovationen, der Förderung von Leuchttturmprojekten oder der Aufbau wirkungsorientierter Finanzmärkte bei den unterschieldlichen politischen Strömungen auf Zustimmung stossen.
In der Diskussion stellte Jake Benford zwei Thesen in Bezug auf die Verankerung von Impact Investing in der Politik auf. Zum einen sei das Narrativ von Impact Investing in Deutschland wichtig und werde auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Dies spreche für Impact Investing als Starthilfe, z.B. für Impact Ventures und inhaltliche Innovationen. Zum anderen sei Impact Investing als fester Bestandteil eines übergeordneten Finanzierungssystems anzusehen. Es diene somit als „Veränderungshebel“ und leiste einen Beitrag für eine Systementwicklung. Diese beiden Narrative würden entscheiden, welche kleine oder große Bedeutung Impact Investing auf der politischen Entscheidungsebene in Zukunft einnehmen werde.
Kristina Jeromin nahm Bezug auf die Forderungen des Sustainable Finance Beirates. Sie betrachtet zwei Forderungen des Beirates als essenziell für die Weiterentwicklung des Ökosystems an: Die Schaffung politischer Rahmenbedingungen sowie die Institutionalisierung von Impact Investing. Jeromin sieht das Momentum hin zu mehr Transparenz als entscheidende Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung im Produktbereich. Denn nur valide Produkte könnten letztlich auch Greenwashing verhindern.
Für den Praxisbezug zu Impact Investing stand unter anderem Markus Lehmann, der den neuen Impact Investing Fonds von IBB Ventures vorstellte. Dieser würde mit einem Volumen von 30 Millionen Euro aufgesetzt, um eine ganz bestimmte Lücke zu schließen. Es gehe darum, das Angebot an Investor*innen, welche den Impact Investing Ansatz verfolgten, zu verbessern. Denn dies führe schlussendlich zu besseren Finanzierungsmöglichkeiten, besseren Messtandards, und einer Standardisierung von Impact Investing.
Einen spannenden Einblick in die Impact Investing Praxis gab auch Anna Sophie Lott von BonVenture. Sie stellte das Impact-Measurement-Konzept von BonVenture vor. Demnach erfolgt einerseits eine Prüfung auf finanziell nachhaltige Kriterien sowie auf den positiven Impact eines Sozialunternehmens. Über eine Impact-Analyse, die sogenannte IOOI-Analyse (Input-Output-Outcome-Impact) prüfe BonVenture die Rentabilität der Investitionen. Dadurch entstehe eine messbare Wirkungskette und ein Reporting könne entsprechend aufgebaut werden. Dies eröffne den Sozialunternehmen wiederum die Möglichkeit, ihren Impact klar zu kommunizieren.
Schliesslich wollte Moderator Markus Freiburg wissen, welches transformative Wirkungspotenzial Impact Investing denn nun besitze.
Die Statements der einzelnen Gäste machten deutlich: Impact Investing muss an die Politik herangetragen wurden, um zu einer Großen Transformation beitragen zu können. Es fehlt dem Markt zudem an einem bestimmten Mass an Standardisierung, an einheitlichen Messmethoden und an Transparenz, um von allen Akteuren, der Finanzwelt wie auch der Politik, anerkannt zu werden. Nichtsdestotrotz wird gerade in Abgrenzung zu ESG-Kriterien deutlich: Durch eine klare Impact- Integrität können Impact-Unternehmen identifiziert und eine Trendwende initiiert werden. Denn – so Anna Sophie Lott – ein Erdölunternehmen kann sehr gute ESG-Kriterien haben, durch seine Tätigkeit wird es aber niemals ein Impact-Unternehmen werden können. Letztlich zeigt der Aufwärtstrend nachhaltiger Investitionen deutlich, welche Bedeutung Impact Investing auch in Zukunft spielen wird.
Fazit: Impact Investing birgt das Potenzial, zu einer transformativen Wirkung unserer Welt beizutragen. Es müssen jedoch politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, um diese Trendwende zu erreichen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim SEND e.V. zum Launch der #WegeBereiten Kampagne. Ebenso bedanken wir uns bei unseren Panelist*innen für ihre vielen interessanten Einblicke.